»Gerüche beflügeln die Gedanken, darum heißen die auch Nasenflügel.«
Vergangene Woche bin ich fast täglich mit meinen Laufschuhe eingeschlafen. Es ist nicht so das ich keinen Sport gewohnt bin, aber die Kälte und Intensität haben mir schon etwas zu schaffen gemacht. Laufen am Inn scheint eine Massensportart geworden zu sein, wenn ich all die Jogger in der Abenddämmerung zählen würde. Neben Stirnlampenträgern und Ungesundenlaufstilhabern, trifft man auch immer wieder auf die verschiedensten Gerüche. Ein einfaches Vorbeilaufen verrät mehr als man denkt. Da gibt es beispielsweise die Sorte Mann, die zuviel Weichspüler benutzt, vermutliche Singles ohne jegliches Gespür fürs Wäschewaschen. Kommt dann noch ein aufdringlicher Blickkontakt hinzu (ich rede von dem Blick, den man sogar bei absoluter Finsternis noch spürt), kannst du auf jeden Fall von einem Single ausgehen. Es gibt aber auch die Sorte Frau mit kitschigem Vanilledeo, junggebliebene ältere Damen, die nach jahrelanger Sportabstinenz wieder anfangen sich fit zu machen. Am besten wenns dunkel wird und so vermummt, dass man sogar aus 200 Meter Entfernung noch den Dampf über den Köpfen in der herbstlichen Dämmerung erkennt. Am schlimmsten finde ich aber die Pärchen-Fraktion bestehend aus zwei Männern, vermutlich vergeben oder momentan nicht auf Brautschau, die mir mehrmals pro Woche mit der gleichen Trainingskluft entgegenkommen und mit dem gleichen penetranten Geruch aus altem Schweiß. Also liebe Laufgemeinde am Inn, Geruchsbelästigung ist nicht nur Sache eines Hühnermast-Betriebes, sondern auch eine Sache der eigenen Manier.
Wintermezzo.
Verlassen von den sportlichen Gerüchen dieser Zeit, stieg mir am Freitag der Winter in die Nase. Vielleicht nicht besonders kalt und rauh, dafür von seiner liebenswerten chaotischen Seite. Liebenswert, weil Schnee so rein und unschuldig aussieht, chaotisch, weil es eigentlich nur eine weiße Fassade ist. So ähnlich wie der Wolf im Schafspelz. Und weil dem so ist, rechnete der kurze Wintereinbruch mit der Unfunktionalität der Automobilbranche ab. Modelle wie Carrera und 911 (ohne Allradantrieb) einer bekannten Luxusautomarke haben bei Wintereinbruch einfach nichts in den Einfahrten dieser Welt zu suchen. Also liebe Tiroler ohne Geldsorgen, wäre fein wenn ihr das nächste Mal den Wetterbericht inhalieren würdet, euch statt dem Carport eine Garage zulegt, oder am besten gleich auf Allrad umsteigt, dann würde der Rest der Welt auch pünktlich auf Arbeit kommen, anstatt den Blick auf die Pannenhilfe zu lenken.
Wintermezzo Mix.
»Dahoam is net dort wo Feindschaft und Streit. Dahoam is der Ort wo d´Liab is und Freid. Sechs Buchstab´n, oa Wort, und doch so vui drin. Gmoant is der Ort wo i gern bin.«
Auch als geborenes Winterkind verspüre ich von Zeit zu Zeit den Drang Daheim zu bleiben. Die Laufschuhe ins Regal katapultiert, ignoriere ich fest den Gedanken ins Fitnessstudio zu gehen und schnappe mir stattdessen meine Gymnastikmatte und die 10 Kg Kugelhantel meines Vaters aus den 80iger Jahren, der selbsternannten Sturm- und Drangzeit mit einem Hang zu dicken Oberarmen. Für alle Trendsetter: Kettlebell wäre der Neuzeitbegriff. Mein Ganzkörperprogramm vom Wochenende (pro Übung 3 Sätze mit 12 Wiederholungen):
-
Liegestütze
-
Rückenstrecken mit gestreckten Beinen und Kugelhantel
-
Schulterheben stehend mit Kugelhantel
-
Rudern vorgebeugt mit Kugelhantel
-
Bizepscurls mit Kugelhantel
-
Ausfallschritt
-
Beckenlift liegend
-
Beinlift im Vierfüßlerstand
-
Abduktoren im Liegen
-
Adduktoren im Liegen
-
Wadenheben stehend
Wärmendes Intermezzo.
Für die kalten Tage im Jahr lohnt es sich vorzusorgen und wärmende Nahrungsmittel einzukaufen. Wer schnell friert, kann damit seine bevorstehenden Frostbeulen bekämpfen und sein Wissen über die thermische Wirkung mancher Lebensmittel erweitern. Was auf den Tisch kommt?
Fleisch. Am besten rotes Fleisch wie Schwein, Rind, Wild, Lamm und Ente. Alle gekochten, gebratenen, geschmorten oder gebackenen Gerichte geben deinem Körper Wärme ab.
Fisch. Empfehlenswert sind Hering, Hummer, Garnelen, Kabeljau, Scholle, Thunfisch, Sardine und geräucherter Fisch. Dies ist allerdings nur eine Auswahl.
Gemüse. Wichtige Vitamine und Nährstoffe erhälst du durch Kohl, Rot- und Sauerkraut, Rote Rüben, Kürbis, aber auch Zwiebeln und Lauch. Wie wäre es einmal mit einem Eintopf?
Gewürze. Das Gewürze ordentlich einheizen können, weiß jeder der schon einmal beim Inder oder Thailänder essen war oder direkt im Urlaub seine Erfahrungen gemacht hat (ich denke dabei an die Schweißtropfenparade auf der Stirn). Besonders beliebt sind Anis, Curry, Ingwer, Koriander, Pfeffer, Kümmel, Zimt, Muskat, Nelken, Chili und Knoblauch. Die Liste ist natürlich länger.
Obst. Zwetschken/ Pflaumen, aber auch Bratapfel als Nachtisch oder einen fruchtigen Kompott, beispielsweise aus Birnen und Beeren mit ein paar der oben genannten Gewürze sind ideal.
Nüsse. Kastanien können verzehrt werden, ebenso Erdnüsse, Haselnüsse und Walnüsse.
Getränke. Tee ist wohl das erste was einem bei Kälte einfällt, vorallem Kräutertee aus Kümmel, Anis, Fenchel, Zimt und Nelken. Wenn es schnell gehen muss, zum Beispiel nach einem Winterspaziergang mit abgefrorenen Zehen, einfach ein wenig Zimt oder frischen Ingwer aufschneiden und mit heißem Wasser aufgießen. Rasante Wärme von Innen. Kaffee wärmt ebenfalls, genauso wie Rotwein und Glühwein (besonders mit Zimt und Nelke gewürzt). Aber Letzteres natürlich nur in Maßen, falls einer glaubt ich will zum Trinken animieren.
Meine persönliche Wintermezzo Ausbeute:
Rote Bete Suppe mit Kokosmilch, dazu eine Tasse Fencheltee und zum Naschen (ausnahmsweise) gebackene Apfelringe in Kokosöl mit Zimt.
Für die Rote Bete Suppe (für ca. 3 Personen):
Zutaten:
- 2 -3 große Rote Bete Knollen in Bioqualität (ha, hab ich doch gestern in der Kaufhalle gestanden und gefühlte 30 Minuten nach Roter Bete gesucht. Bin dann auf überdimensionalgroße Knollen gestoßen die in etwa so aussahen mit der Beschreibung „Rohnen“. Zum Glück hatte ich Google dabei, der mir sagte, dass der österreichische Begriff Rohnen uralt ist, für Rote Bete steht und eigentlich schon ausgestorben ist. Man lernt nie aus … )
- 3 Schalotten
- 20 g Ingwer frisch gerieben
- 400 ml Gemüsebrühe oder wahlweise auch Rinderbrühe
- 400 ml Kokosmilch
- Gewürze: Zimt, Kurkuma, Cayennepfeffer, Salz
- VCO oder Öl zum Anbraten
Zubereitung:
Die Rote Bete Knollen und Schalotten schälen und in kleine Würfel schneiden. Zwischenzeitlich ein bisschen VCO oder Öl in einem Topf erhitzen und die Würfel darin anbraten. Mit der Gemüsebrühe und Kokosmilch ablöschen und die restlichen Gewürze, je nach Belieben, hinzufügen. Auf mittlerer Stufe wird der Eintopf für 25 Minuten geköchelt. Wer mag kann die Suppe anschließend pürrieren. Schmeckt süßlich lecker und heizt ordentlich ein. Keine kalten Füße mehr! Versprochen
Für die gebackenen Apfelringe (pro Person 1 reifer Apfel):
Zubereitung:
Den Apfel / Die Äpfel in Scheiben schneiden oder reiben (je älter der Apfel, desto schlechter lässt er sich reiben), auf einem Backofenblech mit Backpapier auslegen und mit Kokosöl bestreichen. Anschließend Zimt darüber streuen. Bei 180 Grad Heißluft für 10 Minuten backen, danach die Scheiben wenden, mit Kokosöl bestreichen und Zimt bestreuen und abermals für weitere 10 Minuten in den Backofen geben. Danach kannst du die Apfelchips warm essen oder einfach abkühlen lassen. Perfekt für einen gemütlichen Couchabend.
In diesem Sinne:
»Zu wahr, um schön zu sein: // auch der Feingeist muß fressen.«
– Peter Rühmkorf (1929-2008)
– Nikki.