Wieder einmal liege ich hier mit meinem MacBook im Bett und bekomme mit meiner Lust auf etwas Süßes und einem Giotto zwischen den Zähnen mein iPhone mit der FACE ID nicht auf. Endlich sind wir angekommen im Jahr 2022. Und noch immer ist kein Notebook für den Betrieb im Bett geeignet. Schade eigentlich, denn nach etlichen Lockdowns und einem Virus später hat sich nicht nur die Jahreszahl seit meinem letzten Beitrag geändert, nein, auch die Probleme im Home Office sind ganz andere und auch der Mensch hinter dem Laptop hat sich gottseidank weiterentwickelt. So sehr, dass selbst mein Handy mich an manchen Tagen nicht wiedererkennt.
Ciao, Pietra!
Die letzten Wochen vom Jahr verschwinden mittlerweile genauso schnell wie meine Bikiniabdrücke vom letzten Sommerurlaub. Aber zum Glück hat sich dieser mit genügend Wort- und Bildmaterial in meinen Kopf eingebrannt, gegen welches noch nicht einmal Sonnencreme LSF 50 eine Chance hat.
Vor noch nicht einmal ein paar Wochen sind wir noch mit dem Auto inklusive Fahrradträger auf der Mittelspur über italienischen Asphalt geheizt, immer mit einem Auge auf die rechte und einem Auge auf die linke Fahrspur, für den Fall auf beiden Seiten zeitgleich überholt zu werden. Und ja, ich habe an dieser Stelle nach „beidseitigem Auswärtsschielen“ gegoogelt. Ich würde es nicht weiterempfehlen.
Dolce Vita?
Das süße Leben beginnt in Italien mit vier Buchstaben und heißt eigentlich JEEP. Um genauer zu sein, Jeep Renegade. Nichts hat sich so in meinen Kopf eingeprägt, wie dieses Auto. Und ich bin mir mittlerweile auch ganz sicher, dass die Kaffeehalterung beim Kauf schon zur Basisausstattung gehört. Aber natürlich haben uns auch standesgemäß ein paar Ferraris auf unserer Reise nach Pietra Ligure begleitet. Auch Dolce Vita. Nur eben etwas schneller und etwas lauter.
In den darauffolgenden Tagen waren wir in einem Hotel untergebracht, für dessen Dachterrasse und Frühstücksbuffet ich gerne bereit bin Werbung zu machen, nicht aber für den Hochgeschwindigkeitszug, der jede Nacht im Stundentakt gefühlt einen Meter neben dem Bett durch unsere Zimmer gerollt ist. In diesem Fall geht ein besonderer Dank an alle vermeintlichen Besucher, oder vielleicht auch Freunde des Hotelinhabers, die diesen nicht ganz unerheblichen Umstand mit keinerlei Worten bei den Bewertungen auf Booking.com gewürdigt haben. Dort kann man nämlich direkt neben dem Lageplan, wohlbemerkt OHNE Bahnverkehr lesen:
„Paare schätzen die Lage besonders – sie haben diese mit 9,0 für einen Aufenthalt zu zweit bewertet.“
Booking.com
Gerne möchte ich eines dieser Paare persönlich kennenlernen. Ich muss unbedingt herausfinden, ob das jetzt ein neuer Fetisch ist. Libidosteigerung durch Schnellzug-Geräusche? Zum Glück gab es neben unzähligen Cappuccinos und Birra Morettis auch sehr guten italienischen Gin, der die Nächte auch mit Zug einigermaßen erträglich machte, bis auf den Kopfschmerz am nächsten Morgen. Aber wie bereits erwähnt, auch für das italienische Katerfrühstück mache ich gerne Werbung.
Unsere Herausforderung während dem gesamten Urlaub? Die nie enden wollenden Mittagspausen zwischen 12.30 Uhr und 16 Uhr mit immerwährend knurrendem Magen zu überleben. Das Gute daran? Die Riposo verlängert sich dank Hotelaufenthaltes sogar bis 19 Uhr, bevor die ersten Restaurants für die ausgehungerten Touristen wieder öffnen. Jetzt weiß ich wenigstens, warum die hübschen Italienerinnen keine Figurprobleme haben. Eine gute Alternative gegen den Hunger? Wenn die Urlaubsstimmung wegen immensem Appetit zu kippen droht, bieten die unzähligen BAGNIS am Strand eine gute Auswahlmöglichkeit an Snacks. Im Badezimmer von Giorgio oder Vincent lässt es sich bei einem Glas Aperol Spritz auch sehr gut aushalten.
Damit das Oversized T-Shirt wenigstens einmal in seinem Leben die Chance bekommt aufzutragen, gab es natürlich jeden Abend standesgemäß Pizza und Pasta zur Vino o´clock. Wie wichtig den Italiener*innen ihre eigene Sprache und Kultur ist, wird einem einmal mehr bewusst, wenn man abseits der touristischen Pfade in ein Restaurant einkehrt. Im touristischen Zentrum ist man noch darauf bedacht und bemüht, auch mit Englisch zu punkten und so bei Fragen weiterhelfen zu können. In einheimischem Terrain heißt es in diesen Dingen: Fehlanzeige. Aber wer weiß: Wäre das Deutsche auch nur halb so romantisch und erotisch, wie es bei der italienischen Sprache der Fall ist, vielleicht hätten auch wir alle weniger Lust, unsere Fremdsprachenkenntnisse zu etablieren und einzusetzen.
Also verlassen wir das Land mit ganz viel Sand in den Schuhen, okay der Richtigkeit halber eher Kieselsteine, einem lachendem und einem weinendem Auge, aber immer noch mit einem Jeep Renegade im Rückspiegel und einem letzten Cappuccino To Go im Pappbecher. Solo senza Giotto.
Arrivederci, Pietra! Das war noch nicht das Finale in Italien. Wir sehen uns wieder.