10080 Minuten.

Montag. Meine Uhr hat pünktlich zum Urlaubsbeginn ihren zeitlichen Geist aufgegeben, bevor wir den Münchner Airport erreichen. Okay, alles nicht so tragisch denke ich mir, nachdem die Koffer abgegeben sind und wir es uns vor zahlreichen Duty Free Shops bequem machen. Bequem hieß in diesem Fall die einzige freie Bank anzupeilen um später festzustellen, dass diese heftig durch die Belüftungsanlage vibrierte (normalerweise habe ich nichts dagegen, aber der ständige Gang zur Toilette nach permanentem Blasedurchschütteln machte die Warterei nicht erträglicher). Mein Blick schweifte von der Urlaubslektüre „Ich bleib so scheiße, wie ich bin“ immer wieder zur Abflug Anzeigetafel. Verspätung. Auch das noch. Der einzige Flug an diesem Tag mit Verspätung, da dieser kurzfristig die letzten Touristen aus Hurghada abholen musste. Etwas gefrustet ging es zum nächsten Bistro. Ein Bier musste her. Fünf Stunden später wurde das Boarding ausgerufen und die Reise konnte losgehen. Im Flieger angekommen wurde wir vom Kapitän auch noch (beunruhigenderweise) darauf hingewiesen, dass unser Flieger bei der Landung einen Reifenplatzer hatte. Ich schiele über die Tragfläche zum Boden und sehe im strömenden Regen den kaputten Reifen an uns vorbeifahren. Wieviel kann eigentlich noch schief gehen?

Airberlin.

Airberlin.

240 Minuten später.

Es ist bereits dunkel, als wir den Flughafen von Fuerteventura mit dem Bus verlassen. Bei einer Stunde Busfahren kann nun nicht mehr viel passieren. Habe ich gedacht. Der Bus war voll mit verschlafenen Urlaubern, die nun endlich in ihren Hotels ankommen wollten. Nach den ersten gefahrenen Metern waren alle wach. Hellwach. Mit enormer Tempoüberschreitung ging es über die finsteren Landstraßen Richtung Süden. Wir krallten uns fest, um nicht von den Sitzen zu fallen. Zum Schluss haben wir noch ein Hupen im Ohr und die Scheinwerfer vom Gegenverkehr im Gesicht. Ich dachte schon, dass niemand meinen Lieblingsstotterbremsenbusfahrer Borislav aus Innsbruck übertrumpfen könnte, aber ich wurde eines Besseren belehrt.

Costa Calma bei Nacht.

Costa Calma bei Nacht.

60 Minuten später.

23 Uhr. Es war soweit. Das Hotel war in greifbarer Nähe und mit diesem auch das ersehnte Bett. Streichfähig begrüßt mit einem netten

»¡Hola!, schön das Sie da sind. Unsere Hotel ist leider voll. Ich habe Ihnen schon ein Taxi gerufen, dass Sie ins nächste Hotel bringt.«

Super, kein Problem, es war ja heute nicht schon nervig genug. Mit tiefen Furchen auf der Stirn und Mundwinkeln bis zum Boden kommen wir im 4 Sterne Plus Hotel an. Ein Bonzenschuppen aus Glas, Fahrstühlen und unendlich vielen überflüssigen Springbrunnen. Zum Glück war die Bar noch auf und bevor es endlich zum Kissenküssen ging, musste der Rum noch herhalten. Es konnte nur noch besser werden.

Fahrstuhlambiente.

Der Morgen danach. Fahrstuhlambiente.

570 Minuten später.

Nicht mal in meinem Heimaturlaub habe ich soviele Deutsche getroffen wie auf Fuerteventura. Egal ob beim Frühstück und Abendessen im Hotel, als auch in der Strandbar und im spanischen Restaurant nebenan. Überall tönten die unterschiedlichen deutschen Dialekte und am Straßenrand begrüßten uns deutsche Biergärten mit „deutsche Bratwurste“ und Currywurst vom Grill. Übertrumpft wurde das Ganze beim ersten Abendessen im Hotel mit Ente und Rotkraut. Gab es keine Einheimischen auf diesem Teil der Insel? Eine schnelle Lösung musste her um doch noch ein spanisches Urlaubsfeeling einzuheimsen.

Tapas als Vorspeise. Eines der wenigen einheimischen Gerichte. Paella gab es nur auf Vorbestellung.

Tapas als Vorspeise. Eines der wenigen einheimischen Gerichte. Paella gab es nur auf Vorbestellung.

7770 Minuten später.

Danke Jeep für diese unvergessliche Tour. Unbefestigte Straßen, Staub, Hitze, die Ziegen und wir, mittendrin im Jeep Wrangler. Sonnenbrand, Dreckpeeling und permanentem Sturm um die Nase gab es inklusive, aber es hat sich gelohnt: unberührte Strände, Offroad durchs Naturschutzgebiet, Kliffküsten, kilometerlange Landstraßen ohne jeglichen Verkehr und Elephantenberge im Hinterland, Ziegenzuchtgehege und ein paar verschlafene Einheimische zur Siesta in den Dörfern aus kleinen weißen verschachtelten Häusern mit Flachdächern. Die ausgeschilderten Hotelareale an der Küste haben so garnichts mit Fuerteventura zu tun. So trocken das Land auch sein mag, es hat einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Vielleicht werden wir uns wiedersehen.

Steilküste von Jandia. Aussteigen nicht nötig. Ausblick fantastisch.

Steilküste von Jandia. Aussteigen nicht nötig. Ausblick fantastisch.

Im Süden: Puertito de la Cruz. Rauhe Küste.

Im Süden: Puertito de la Cruz. Rauhe Küste.

Morro de El Jable.

Morro de El Jable.

Casa de los Winter.

Casa de los Winter.

Eingang zum Friedhof direkt am Strand: Playa del Cofete. Traumhaft.

Eingang zum Friedhof direkt am Strand: Playa del Cofete. Traumhaft.

Dann ging es mit dem Jeep Richtung Cardón zu den Elephantenbergen.

Dann ging es mit dem Jeep Richtung Cardón zu den Elephantenbergen.

Elephantenberge bei Cardón

Einer der Elephantenberge bei Cardón.

Blick ins Hinterland

Blick zur ehemaligen Hauptstadt Betancuria. Eine Straße mit vielleicht zwanzig Häusern.

Dorf La Florida

Das Dorf La Florida. Mitten im Nirgendwo.

Costa Calma der Einheimischen.

Costa Calma der Einheimischen.

Touristenstrand

Der Touristenstrand.

Strand der Costa Calma.

Strand der Costa Calma.

10080 Minuten später.

¡Adiós compañeros! Es war Zeit Abschied zu nehmen, was mir 5.30 Uhr am Morgen weniger schwer viel. Komischerweise klappt beim Heimflug alles wie am Schnürchen und wir landen planmäßig im wolkenverhangenen München. Sieben Tage Essen ohne Reue liegen hinter mir. Adiós kanarische Kartoffeln, Wackelpudding, Milchreis und Nudeln. Ich werde euch vermissen.

Zum Urlaubsabschluss gab es noch eine Wanderung zur Höttinger Alm mit 1826 überwundenen Höhenmetern. Neben ein paar kuhlen Bildern habe ich mir auch gleich noch eine leichte Erkältung mitgebracht. Pünktlich zum Arbeitsanfang. Am Montag gehts dann auf die Waage zur Kampfgewichtsermittlung und ich werde mir einen Plan für meine sportlichen Aktivitäten zurechtlegen. Ich bin gespannt. Momentan noch tiefenentspannt.

Blick auf Innsbruck.

Blick auf Innsbruck.

Mutig.

Mutig.

Höttinger Alm.

Höttinger Alm.

Auf dem Rückweg.

Auf dem Rückweg.

In diesem Sinne:

Kuhmuhestas

»Hola, ¿kuhmuh estás?«

– Nikki está de vuelta.

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